Episode 86

Tech trifft Geopolitik – Hajo Krösche (Altor) und Michael Laha (DGAP) im Gespräch

Published on: 15th September, 2025

In dieser Folge geht es um zwei zentrale Entwicklungen, die Wirtschaft und Politik in Europa nachhaltig prägen:

Technologische Transformation und globale Machtverschiebungen.

💡 Hajo Krösche, Tech-Investor beim Private-Equity-Haus Altor, spricht über:

  • Warum Europa – speziell die DACH-Region – bei industrieller KI besser dasteht als oft behauptet
  • Wie Private Equity beim Aufbau grüner Industrien (z. B. grünem Stahl) eine Schlüsselrolle spielt
  • Welche Start-ups und Mittelständler bei der Transformation vorne mitspielen
  • Und warum es nicht immer staatlicher Subventionen bedarf, um die Energiewende zu finanzieren

🌏 Michael Laha, Senior Research Fellow am Zentrum für Geopolitik, Geoökonomie und Technologie bei der DGAP, analysiert:

  • Die Bedeutung des Gipfels der Shanghai Organisation für Zusammenarbeit (SOZ)
  • Wie China, Russland, Indien & Co. neue globale Machtachsen schaffen
  • Welche Rolle Europa und Deutschland in dieser neuen Weltordnung spielen können – oder müssen

📈 Außerdem in der Folge:

Die Investition der Woche ist der Autozulieferer Schäffler – mit einem überraschenden Kursplus, Plänen für die Rüstungsindustrie und Ambitionen im Bereich humanoider Roboter.

Vielen Dank fürs Zuhören!


Annette Weisbach ist seit über 15 Jahren als Wirtschaftsjournalistin für internationale Medien wie CNBC, Bloomberg und DW-TV tätig. Als CNBC-Korrespondentin führe ich regelmäßig Interviews mit Top-Entscheidungsträgern und moderiere Podiumsdiskussionen.Haben Sie Fragen oder Anregungen?

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Transcript
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Dieser Podcast ist keine Anlageberatung, sondern dient lediglich der Information und Unterhaltung.

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Das sind die heutigen Themen.

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Tech-Investitionen in Europa geht das? Und wie sieht privates Kapital die grüne Transformation?

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Ich habe mit Hajo Krösche vom Private Equity Investor Altur gesprochen.

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Die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit, kurz SOZ, war bis in diesem Jahr wohl nicht allen geläufig.

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Dieses Jahr war es ein Schaulaufen der östlichen Welt.

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Russland, Indien und China haben der Welt Einigkeit gezeigt.

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Ich habe mit Michael Lahr, Senior Research Fellow am Zentrum für Geopolitik, Geoökonomie und Technologie bei der DGAP, über die Wichtigkeit des Treffens gesprochen.

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Die Investition der Woche ist Schäffler.

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Die Aktien des Autozulieferers sind dieses Jahr schon ordentlich gestiegen.

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Allerdings werden andere Pleite gehen, eröffnet sich Schäffler neue Geschäftsfelder.

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Geschäftsfelder.

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Tech ist die Zukunft, das ist wohl allen klar.

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Vieles an neuen Entdeckungen und Weiterentwicklungen kommt allerdings entweder aus den USA oder aus China.

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Wie schlägt sich Europa?

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Dazu und zu vielen anderen Themen habe ich mit Hajo Krösche, Tech-Investor beim Private Equity House Altor, gesprochen.

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Vielleicht bevor wir in die Thematik einsteigen, erklären Sie doch mal kurz,

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was Altor macht und vor allem auch in Deutschland und Europa.

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Genau, das mache ich gerne.

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Zunächst mal vielen Dank für die Einladung.

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Ich bin Hajo Kröscher, ich bin Partner bei Altor in unserem Zürcher Office

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und kümmere mich insbesondere um unsere Technologie-Investments im deutschsprachigen Raum.

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Altor ist ein skandinavischer Private Equity Investor.

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Uns gibt es seit circa 23 Jahren.

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Und wir investieren vornehmlich im deutschsprachigen und im skandinavischen Raum.

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Wir investieren über fünf Sektoren hinweg, sowohl klassische Industriesektoren wie Industriels und Business Services, aber auch in Technologieunternehmen und sind dementsprechend immer wieder auch in deutschsprachigen Markt unterwegs.

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Ja, das ist ja interessant. Vielleicht gehen wir dann direkt mal rein in die große Frage. Technologie und Deutschland kommt ja manchmal momentan in der Debatte nicht ganz zusammen, weil man dann immer an China oder Amerika denkt, wenn es um die Zukunftstechnologien geht. Wo stehen wir denn Ihrer Meinung nach?

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Ich glaube, wenn wir uns aus europäischer Sicht den deutschsprachigen Markt anschauen, ist der deutschsprachige Markt nach wie vor ca. ein Viertel des Technologiemarktes insgesamt in Europa.

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Insbesondere im mittelständischen Bereich gibt es viele innovative Softwarefirmen in Europa.

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Es gibt viele sehr stark industriebezogene Softwarefirmen in Europa und insbesondere auch in Deutschland.

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Sodass wir uns eigentlich nicht vor den USA und vor China verstecken müssen.

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Und ich glaube, auch wenn wir vielleicht bei den großen technologischen Entwicklungen wie AI nicht die Plattformunternehmen derzeit in unseren eigenen Märkten sehen,

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so profitieren doch viele Unternehmen in unserer Region trotzdem von den Technologien und können über die Anwendung dieser Technologien sehr viel Wert heben.

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Vielleicht haben Sie da mal ein, zwei Beispiele von Unternehmen, die im Grunde genommen cutting-edge sind, was technologische Entwicklungen oder Anwendungen sind.

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Cutting-Edge in Bezug auf technologische Anwendungen gibt es in Europa sicherlich sehr unterschiedliche Unternehmen. Wenn wir beispielsweise jetzt im Bereich generativer AI schauen, gibt es beispielsweise in Schweden Lovable, die natürlich ähnlich wie die amerikanischen Unternehmen eine enorme Wachstumskurve hingelegt hat.

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Aber davon unabhängig gibt es auch ganz viele Startups, die auch im deutschsprachigen Raum derzeit explodieren und sehr stark in diesem Bereich wachsen, sodass es da glaube ich viele Beispiele gibt.

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Gibt es denn auch im deutschsprachigen Bereich, um in dieser DACH-Region zu bleiben, auch Kooperationen gerade zwischen diesen kleineren Startups und den größeren Industrieunternehmen?

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Weil für die muss es ja wirklich wichtig sein, auch die zukünftigen Anwendungen in-house zu haben dann.

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Genau, also ich glaube, das sehen wir immer wieder auch im Industriebereich, dass es dort Kooperationen gibt. Ich glaube, die sind vielleicht noch nicht so prominent ausgestaltet, dass sie, sage ich mal, jetzt der breiteren Öffentlichkeit zugänglich sind, aber erste, sage ich mal, Pilotprojekte gibt es sicherlich einige.

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Welche Rolle spielen Sie da als Private Equity Investor?

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Ich glaube, wir als Private Equity Investor schauen da vielleicht aus einem etwas anderen Blickwinkel auf diese Fragestellung. Also auf der einen Seite investieren wir natürlich selber in Technologieunternehmen. Wir haben beispielsweise im Bereich AI, heißt Fonds, in ein Unternehmen, Silo AI in Finnland investiert, die eines der führenden Beratungsunternehmen im Bereich AI sind, wo es dann sozusagen darum geht, anderen Industrieunternehmen darüber zu helfen, sich zu digitalisieren.

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und die Vorteile von AI wirklich in Nutzen umzusetzen.

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Und auf der anderen Seite sehen wir das aber auch bei unseren Investitionen in unsere eigenen Softwareunternehmen,

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dass AI eigentlich der primäre Wertschöpfungshebel für die Zukunft geworden ist.

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Wenn man Ihnen zuhört, scheint es ja so zu sein, als müsste es da so Mittler geben zwischen einmal denen,

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die halt diese Large Language Modelle AI kreieren und dann dem Endanwender. Ist das so?

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Ich glaube, das ist in der Tat so und das sehen wir heute auch bei anderen AI-Unternehmen.

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Wenn wir uns zum Beispiel Palantir in den USA anschauen, ist ein ganz wesentlicher Teil nach wie vor auch der Werkschaft von Palantir,

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sogenannte Forward Deployed Engineers. Das heißt, das, was man früher traditionell eigentlich Beratungsdienstleistung genannt hat,

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wird auch von diesem großen AI-Unternehmen nach wie vor, oder ist nach wie vor dort auch ein großer Teil der Wertschöpfung,

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einfach um diese Modelle auch einwillig für den Endkunden zu machen.

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Sie sind ja in der DACH-Region in Europa unterwegs. Warum ist es momentan attraktiv, im Grunde genommen hier zu investieren?

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Wir haben ja eigentlich eine sehr fragmentierte Welt, die USA versus China und die großen Entdeckungen, gerade im AI-Bereich, die finden ja nicht unbedingt hier statt.

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Aber ich glaube, das ist genau das, worüber wir gerade gesprochen haben,

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ist, glaube ich, ein wesentlicher Faktor dessen.

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Wir haben in Europa relativ kleine Märkte.

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Wir haben aber auch eine sehr hohe vertikale Expertise

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in vielen Softwareunternehmen, die wir sehen.

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Das heißt, AI letztendlich von diesen Large-Language-Modellen

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zu konkreten Use Cases umzusetzen.

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Das ist in vielen Fällen entweder Beratung voraus,

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das heißt dort, wo dann bei Kunden letztendlich Use Cases entwickelt werden

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Oder man kann diese Large Language Model auch bei kleinen, vertikal orientierten Softwareunternehmen letztendlich nutzbar machen, um die eigene Dienstleistung wertvoller zu machen.

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Kann man sagen, dass europäische AI-Unternehmen anders sind als amerikanische?

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Ich glaube, europäische Unternehmen sind in dieser Hinsicht sicherlich häufig kundennäher, das heißt höher auf die konkreten oder stärker auf die konkreten Use Cases vom Kunden orientiert. Sie haben häufig auch eine andere Kostenstruktur, auch in der Beratung selber, auch in der Entwicklung selber.

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sodass wir, glaube ich, in Europa fokussierte kleinere Nischen-Use-Cases

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nach wie vor sehr gut entwickeln können

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und dabei sozusagen diese Technologien für den Endanbender nutzbar machen.

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Anderes großes Thema ist ja die grüne Transformation.

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Wir haben einerseits die technologische Transformation,

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müssen schauen, dass wir da nicht komplett abgehängt werden.

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Aber die grüne Transformation ist ja auch nicht zu vergessen.

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Die braucht allerdings auch sehr viel Geld.

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Was machen Sie in dem Bereich?

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Wir machen in dem Bereich einiges. Wir haben auf der einen Seite sogenannte Industrial Scale-Ups im Portfolio.

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Das heißt, das sind Unternehmen, die neu gegründet werden und wirklich in Hand dieser neuen Technologie,

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neue Produktionsanlagen bauen und sozusagen skalieren.

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Daneben helfen wir aber auch, sage ich mal, etablierten Industrieunternehmen, genau diese Transformation zu bewältigen

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und sozusagen in neue Wertschöpfungsbereiche auch vorzustoßen.

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Das kann beispielsweise in Herstellung von Plastik der Fall sein,

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wo wir einen sehr viel höheren Recycling-Anteil heute bei unseren Produktionsunternehmen sehen.

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Das kann aber auch in anderen Fällen der Fall sein.

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Gerade in Deutschland ist ja die Industrie sehr energiebedürftig.

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Stichwort Stahl, aber auch Chemie.

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Bleiben wir mal beim Stahl.

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Es war ja so ein Pilotprojekt auch der letzten Bundesregierung, grünen Stahl herzustellen.

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Viele sagen, es ist unmöglich. Was ist denn Ihre Meinung dazu?

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Also wir sind hier dabei, grünen Stahl bei uns auf dem Portfolio herzustellen.

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Wir sind dabei, ein Stahlwerk in Schweden gerade zu bauen, Stegra.

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Und sicherlich einer der Faktoren, weshalb wir dieses Stahlwerk in Schweden bauen,

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ist der Zugang zu günstiger erneuerbarer Energie in Nordschweden,

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sodass der Energiefaktor natürlich bei der Herstellung von Stahl einen ganz wesentlichen Faktor darstellt

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und sicherlich auch ein wichtiger Standortnachteil derzeit im Deutschland ist.

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Vielleicht ist das Thema grüner Stahl ein ganz gutes Beispiel, um mal nachzufragen,

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was denn Investoren überhaupt brauchen, um ihr Geld dort einzusetzen.

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Weil ohne Frage ist ja, dass diese grüne Transformation abseits von Stahl,

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aber auch in vielen anderen Bereichen sehr viel privates Kapital braucht,

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weil es einfach nur durch öffentliche Gelder nicht zu schultern ist.

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Genau, ich glaube, das ist richtig. Also unsere Ergangene bei diesen Investitionen ist, dass wir üblicherweise nach einer stabilen Nachfragesituation suchen. Das ist häufig in diesen Fällen der Fall auch die sogenannte Absatzgarantien. Das ist sehr wichtig, einfach um die Produktion zuverlässig planen zu können.

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Das Zweite sind dann natürlich stabile Inputfaktoren, also insbesondere auf der Energieseite und dann letztendlich ein stabiles regulatorisches und auch technologisches Umfeld, wo wir letztendlich auf bestehenden Technologien aufbauen und eigentlich kein technologisches Risiko an der Produktion eingehen.

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Wonach wir nicht suchen, sind Subventionen. Ich glaube, das ist auch ganz wichtig und ganz klar, dass sich die Business Cases auch immer ohne direkte Subventionen durch den Staat rechnen müssen.

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Vielleicht zum Abschließen noch einmal eine Frage, die ein bisschen genereller abstellt auf diese grüne Transformation. Denn im Grunde genommen haben glaube ich viele Bürger die grüne Transformation als massiven Hemmschuh für die Wirtschaft im Kopf. Wie kann man das denn darstellen, ohne dass das halt so eine Bremswirkung hat?

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Aus meiner Sicht ist es sicherlich der Fall, dass grüne Transformationen, wenn man sie positiv belegt und positiv denkt, auch erhebliche Opportunitäten für uns bietet.

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Gerade wenn man der First Mooper in dem Bereich ist. Beispielsweise ist es jetzt auch wieder zurückgehend auf das Beispiel des Stahls so, dass die Nachfragesituation nach grünen Produkten heute sehr hoch ist, auch unabhängig sozusagen von den kurzfristigen politischen Turbulenzen.

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Das heißt, diejenigen, die diese Chancen als erste ergreifen, sind eigentlich diejenigen, die auf die beste Marktsituation bauen könnten. Sodass vielleicht die Antwort in Deutschland ist, sich dort auch etwas optimistischer mit diesen Themen auseinanderzusetzen und einfach auch die Marktschancen ergreifen zu wollen, die damit verbunden sind.

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Als wir diesen Green Deal bekommen haben von der Europäischen Union, war ja genau das das Narrativ. Man könnte dann quasi der First Mover sein bei vielen umweltfreundlichen Technologien oder Produkten und die dann in der Welt quasi exportieren. Denken Sie, dass das trägt, diese These?

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Ich glaube, darüber muss man wahrscheinlich am Ende des Tages etwas differenziert nachdenken. Überall dort, wo wir nachhaltige Wettbewerbsvorteile schaffen könnten, dadurch des Web-First-Movers, sei es auf der einen Seite durch Skatenvorteile, sei es auf der anderen Seite durch technologische Vorteile, dort können wir sicherlich dann auch in der Zukunft darauf bauen.

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Ich glaube, was wir allerdings in der Vergangenheit dort gesehen haben, wo diese zwei Faktoren nicht zum Tragen kommen, sei es beispielsweise die europäische Solarindustrie, da hat man dann diese Wettbewerfvorteile auch sehr schnell bespielen können, sodass man sicherlich in der Hinsicht sehr genau darauf schauen muss, in welche Bereiche man investiert und welche Bereiche dann letztendlich auch skalieren.

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Würden Sie sagen, alles was nur fliegt, wenn es Subventionen hat, ist kein guter Investment Case?

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Das ist vermutlich der Fall.

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Herr Kröscher, herzlichen Dank für Ihre Zeit.

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Super, vielen Dank.

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Der Blick auf China

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Die Welt wird immer fragmentierter und auch die Staaten, die vom Westen als undemokratisch angesehen werden,

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scheinen sich nun immer mehr miteinander koordinieren zu wollen.

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Das fordert der chinesische Staat zum Parteichef Xi Jinping beim diesjährigen Schanghaier Wirtschaftsgipfel.

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Die Mitgliedstaaten der SOZ sollen enger zusammenhalten.

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Zudem will er die Gründung einer gemeinsamen Entwicklungsbank beschleunigen.

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China versucht schon länger alternative Strukturen zu US-geführten Institutionen wie dem IWF, der Weltbank und dergleichen aufzubauen.

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Der Zusammenschluss von China, Russland, Belarus, Indien, Iran, Pakistan und zentralasiatischen Staaten zu Sicherheits- und Wirtschaftsthemen

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soll eine Art Gegengewicht zu Bündnissen demokratisch regierter Staaten sein.

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Die Mitglieder der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit, kurz SOZ, machen etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung aus.

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Ich habe mit Michael La von der DGAP über die Wichtigkeit des Treffens gesprochen.

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Eingangs fragte ich ihn, welche Relevanz denn dieses Treffen überhaupt hat.

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Nun, tatsächlich hat der Gipfel der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit eine China-initiierte Kooperationsplattform,

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die es schon seit 2001 gibt, für mehr Aufmerksamkeit gesorgt, als es bislang üblich war.

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Ich glaube, das hat zwei Gründe.

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Erstens, nur wenige Tage danach hat auch eine groß angelegte Militärparade in Peking stattgefunden,

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wo viele Teilnehmende des SOZ-Gipfels auch dabei waren.

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Die Militärparade war anlässlich des 80. Gedenktages des chinesischen Widerstandskriegs gegen Japan

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und hat eigentlich mit dem SOZ-Gipfel nichts zu tun.

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Dieser Militärberater hat es so nur zum zweiten Mal gegeben.

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Das letzte Mal war das im Jahr 2015.

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Der zweite Grund ist, dass es sich bei der SOZ um ein alternatives diplomatisches Forum handelt,

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an dem Putin weiterhin eingeladen wird, auch wenn er von westlichen Ländern sanktioniert und ausgeschlossen wird.

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Also China ist als SOZ-Initiator immer der wichtigste Arteur.

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Der Hauptverwaltungssitz, der SOZ liegt in Peking.

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Also das Ganze sieht klar danach aus, als hätte eine Gruppe von hauptsächlich autoritären Ländern

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eine Alternative zu den üblichen westlichen Foren.

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Herr Laa, die Teilnahme Indiens macht es gefühlt in der Tat zu einer Konkurrenzveranstaltung

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zu Formaten wie dem World Economic Forum, bei dem die Werte der westlichen Welt propagiert werden.

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Für welche Wirtschaftsordnung steht denn der SOC?

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Nun, tatsächlich war hier besonders bemerkenswert, dass Indias Premierminister Modi in der Hafenstadt Tinshin anwesend war.

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Modi war schon seit sieben Jahren nicht in China, hatte aber einige Treffen mit Xi in diesem Zeitraum.

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Mit den chinesisch-indischen Beziehungen steht es eigentlich nicht so gut,

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denn diese Beziehung ist weiterhin von Grenzstreitigkeiten belastet.

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Im Jahr 2020 gab es eine tödliche Prügelei im Grenzgebiet Ladakh.

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Und seitdem gibt es schwierige, aber weiterhin anhaltende Versuche, diese Streitigkeiten zur Seite zu legen.

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Also Indians Modi hat sich wohl dazu bewegen lassen, nach Tenzin zu reisen,

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nachdem Donald Trump 50% Zölle auf indische Importe gesetzt hat.

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Und diese Zölle belasten die indische Wirtschaft sehr.

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Und das hat sicherlich zu dieser Annäherung mit China beigetragen.

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Wie stehen diese Staaten zu Russland und dem Krieg? Putin war ja auch da.

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Also besonders das Treffen von Putin, Xi und Kim Jong-un, also Nordkoreas Staatsoberhaupt, ist hier bemerkenswert.

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Denn dieses zeigt, dass egal wie sehr sich die USA oder Europa versucht, gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zu behaupten,

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Diese drei Länder werden sich gegenseitig weiterhin unterstützen und somit die transatlantische Sicherheit gefährden.

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Dürfte es zwischen den Staaten wirtschaftlich deutlich mehr Kooperationen geben als Gegenentwurf zum Westen aufgrund der US-Zölle?

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Also ich würde sagen, dass es diese Bemühungen geben wird und schon gibt.

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Der chinesische Außenminister Wang Yi hat auch schon im Rahmen der Tianzhener Erklärung der SOZ verkündet,

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dass man eine neue Entwicklungsbank innerhalb der SOZ ins Lebensrufen will.

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Also diese würde wohl nicht auf den US-Dollar basieren.

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Wenn das tatsächlich passiert, könnte man von einer Schwächung des Dollars als Weltleitwährung und als Sanktionsinstrument wahrnehmen.

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Indien ist ja gerne Freund mit jedem.

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Wie kann das denn in einer sich immer mehr fragmentierten und vielleicht auch festgefahrenen Welt in zwei Fronten funktionieren?

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Nun, Indien pflegt seit Jahren eine neutrale, sogenannte Non-Alliant, also nicht alliierte Außenpolitik.

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Und das wird in den kommenden Jahren weiterhin so bleiben.

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Auch wenn man gewisse Blockbildungen erkennen kann, wird Indien sehr vorsichtig sein, sich zwischen diese zu bewegen,

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ohne sich vollkommen auf eine Seite zu schlagen.

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Also zum Beispiel nur wenige Tage nach seiner Teilnahme am SOZ-Gipfel war Modi dann auch in Tokio

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mit Premierminister Shigeru Ishiba wirtschaftliche und sicherheitspolitische Zusammenarbeit auszubauen.

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Also beides geht zugleich.

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Investition der Woche ist der Automobilzulieferer Schäffler.

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Die letzten Jahre waren gelinde gesagt schwierig.

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Viele Jobs wurden abgebaut, die Aktie war auf einem Rekordtief.

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Und die Krise der Autoindustrie hat im Konzern generell stark gebeutelt und damit natürlich, wie gesagt, auch schon dem Aktienkurs.

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Auch in diesem Jahr rechnet der Konzern mit einer anhaltend schwachen Autoproduktion und erwartet Verluste im Geschäft mit Elektroautos.

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In den anderen Sparten Antrieb, Ersatzteile und im Industriegeschäft sehe es dagegen allerdings deutlich besser aus.

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An der Börse werden ja, wie gesagt, Erwartungen gehandelt und deswegen geht es mit der Aktie dieses Jahr schon deutlich bergauf.

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Auch hilft, dass Schäffler in China erfolgreich ist.

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Dazu der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Klaus Rosenfeld, bei CNBC, bei der IAA in München.

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Wir sind seit einer Generation, seit 30 Jahren.

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Wir feiern unser 30-Jähriger-Universität dieses Jahr.

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Wir haben 90.000 Menschen, 70 Pläne, 6 R&D-Centers.

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Wir sind also presentiert. Und diese Presence ist ein Startpunkt.

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Wenn Sie in China zu erreichen wollen, müssen Sie lokal sein.

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Sie müssen verstehen, was da passiert.

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Du musst die Geschwindigkeit verstehen und wie du dazu adaptieren kannst.

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Und das ist das, was wir tun.

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Und ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg, weil wir die Komponente akzeptieren.

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Mit einem starken Zugang zu Kunden, ich denke, das ist die Recipe für Erfolg.

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Und ich kann sagen, dass wir fast 50% unserer Order-Intag in den ersten 8 Monaten waren Chines.

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Im Grunde produziert der Konzern Kugellager und andere Teile für sozusagen künstliche Gelenke oder Industrieanwendungen,

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dass sich Dinge bewegen, die sich eigentlich nicht bewegen können oder auch drehen können.

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Es geht um Vor- und Zurückbewegung und Drehbewegungen.

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Und das kann man natürlich auch in anderen Industrien anwenden, nicht nur in der Automobilindustrie.

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Schaeffler plant unter anderem in die boomende Rüstungsindustrie einzusteigen,

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denkt darüber laut nach, man weiß noch nicht genau wie und wo,

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und forscht auch am Zukunftsfeld der humanoiden Roboter,

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denn deren Gelenke sind prädestiniert, durch Schaeffler-Produkte beweglich zu werden.

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Analysten sind in der letzten Zeit auch etwas überzeugter von der Aktie.

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63 Prozent aller Analysten, die dem Unternehmen folgen, raten zum Kauf der Aktie.

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Damit wünsche ich Ihnen erstmal eine schöne Woche und ich hoffe, Sie hören auch nächste Woche wieder mit rein.

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